Mit Honig und Gewürzen verfeinertes Brot steht schon bei den Alten Ägyptern, den Griechen und Römern sowie bei einigen germanischen Stämmen auf dem Speiseplan. Ein Alltagsgebäck ist es aber auf keinen Fall, oftmals scheint ihm eine religiöse Bedeutung als Opfer- oder Grabbeigabe beizukommen, teilweise formt man es zu Pflanzen, Tieren oder Menschen. Schon bei den Römern taucht Honigkuchen aber auch in weltlichen Zusammenhängen auf, zum Beispiel als Geburtstagsgeschenk oder als Luxusartikel. Auch im Mittelalter verzehrt oder verschenkt man Lebkuchen zu verschiedenen Anlässen.
Es ist anzunehmen, dass Honig- bzw. Lebkuchen und die mit ihnen verbundenen Riten und Gebräuche eine kontinuierliche Entwicklung vom Alten Ägypten bis ins Mittelalter und in die Neuzeit vollziehen. Die Lebkuchen werden also keineswegs von Mönchen im Mittelalter erfunden, sondern werden seither verzehrt, dabei dem Geschmack der Zeit angepasst und weiterentwickelt. Für diese Kontinuität spricht auch, dass die Bezeichnung Lebkuchen möglicherweise auf das lateinische „libum“ zurückzuführen ist. Ein Wort, das in seiner Grundbedeutung unserem „Fladen“ entspricht, das aber bezeichnenderweise im alten Rom auch für den (Geburtstags-)Kuchen verwendet wird.
1296 taucht in Ulm erstmals die Bezeichnung „panis piperatus“, also „Pfefferbrot“, auf. Genau wie bei den uns bekannten Pfefferkuchen bezeichnet „Pfeffer“ hier Gewürze im Allgemeinen – von Anis bis Zimt. Städte wie Nürnberg, Pulsnitz, Ulm und Aachen werden im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit zu regelrechten Hochburgen der Lebkuchenproduktion, denn dank ihrer geografisch günstigen Lage an wichtigen Handelsrouten erhalten sie Zugang zu den begehrten Lebkuchenzutaten. Rohrzucker ist in Europa zwar seit den Kreuzzügen bekannt, jedoch außerordentlich teuer: 50 kg Rohrzucker kosten umgerechnet wohl zwischen 500 und 700 Euro. Stattdessen süßt man daher in der Regel – wie auch schon bei Ägyptern und Römern – mit Honig.