Archivale

Akten zum Kunstkammersturz 1791/92, Unterfasz. 1: Sturzprotokoll

Protokoll ("Nro 2 der Sturzrelation") des vom 26. Mai 1791 bis 11. April vollzogenen Sturzes von Naturalienkabinett und Kunstkammer sowie der Übergabe der Sammlungen unter Aufsicht der Ministerialbeamten Johann Friedrich Kauffmann, Christian Wilhelm Flattich und Johann Friedrich Blum an die Nachfolger des bisherigen Aufsehers, Antiquar und Professor Johann Friedrich Vischer (vgl. a. A 20 a Bü 133). Diese Nachfolger sind im Bereich des Naturalienkabinetts Hofrat Kerner (künftig verantwortlich für das "Pflanzenreich"), Professor Johann Friedrich Wilhelm Widenmann (1764-98, "Mineralienreich") und Professor Karl Friedrich Kielmayer (1765-1844, "Tierreich"), im Bereich der Kunstkammer Karl Friedrich Lebret (1764-1829).
Das Protokoll dokumentiert den zeitlichen Ablauf der Inventur und Übergabe im genannten Zeitraum, u.a. folgende Vorgänge und Sachverhalte:
- Grundlage für die Inventur waren das alte Hauptinventar, das im Zuge der Inventur aktualisiert wurde (A 20 a Bü 130 bzw. Bü 135), sowie die von Antiquar Vischer vorgelegten Zuwachsverzeichnisse (Nr. 3 der Sturzrelation, Beilagen A-F).
- Auf Antrag Kielmayers vom 23. Juni 1791 wurden die Fossilien seinem Ressort (Tierreich) zugeschlagen.
- Die Übergabe der Aufsicht über die Kunstkammer an den bisherigen Verwalter des Münzkabinetts, Lebret, geschah auf der Grundlage eines auf Wunsch des alten Antiquars Vischer erlassenen Dekrets vom 30. Juni (Nr. 9 der Sturzrelation).
- Inventur und Übergabe wurden durch einen krankheitsbedingten Kuraufenthalt Vischers in Cannstatt zwischen dem 15. Juli und 20. August 1791 sowie aufeinander folgende Krankheitsausfälle Flattichs und Kauffmanns zwischen dem 5. September 1791 und dem 6. März 1792 unterbrochen.
- Mit Hilfe des Hausmeisters Matthäus Dausch (1719-1807) wurden mehrere Verzeichnisse von überzähligen Pretiosen und Kabinettstücken angelegt, die in älteren Verzeichnissen nicht erscheinen (Nr. 31, 33 und 34 der Sturzrelation).
- Jene Pretiosen, die im Münzkabinett aufgefunden wurden und älteren Abgabeverzeichnissen zugeordnet werden konnten, wurden im Hauptinventar der Kunstkammer nachgetragen (vgl. die Akten "LXVI"-"LXVIII" zum Sturz des Münzkabinetts bzw. A 20 a Bü 131).
- Pretiosen aus einem Glaskasten im Schloss Ludwigsburg sowie aus einem Koffer, der bisher durch den Kammerdiener Charles Touret verwahrt wurde, wurden nach Stuttgart gebracht.
- Stücke, die im älteren Inventar als Abgaben an Münzkabinett, Gemäldegalerie und Bibliothek verzeichnet wurden, sollen im neuen Inventar weggelassen werden.
- Die antiken Bildsteine sind in einem kleinen Anbau des alten Herzogsschlosses untergebracht.
- Die mathematischen Instrumente sind an ihrem jetzigen Lagerort durch Feuchtigkeit und Staub gefährdet; da viele von ihnen noch wertvoll sind, sollten sie umgelagert und repariert werden.
- Unter den mathematischen Instrumenten und im Ausschuss befinden sich allerdings viele beschädigte Stücke, deren geringer Wert den Zeitaufwand der Inventarisierung nicht rechtfertigt; diese sollen in einem besonderen Verzeichnis festgehalten und nach Begutachtung durch den Herzog entweder entsorgt oder verkauft werden.
- Nach Übergabe der im Münzkabinett vorgefundenen Pretiosen aus dem Verzeichnis "Lit. Q" an Lebret am 6. März 1792 wurden am Folgetag 16 weitere Pretiosen (Stein-, Perlmutt- und Kristallgemmen, z. T. mit Ring oder sonstiger Fassung aus Silber) aufgefunden und im Hauptinventar als Zuwachs nachgetragen (vgl. Sturzakten Nr. "LXVIII", d.h. A 20 a Bü 131, sowie A 20 a Bü 130, fol. 70v und 96 b) bis e).
- Die neuen Aufseher bitten darum, die ihnen anvertrauten Stücke jeweils selbst in eigenen Zimmern aufstellen zu dürfen, um besser Ordnung halten zu können. - Neuerwerbungen sollen künftig dem Oberhofmarschallamt mitgeteilt werden, damit man sie dort in das eigene Inventarexemplar eintragen kann.
- Die neuen Aufseher sollen künftig "zu Verhütung aller Confusion und Erleichterung eines künftigen Sturzes" bei "anderwärtigen Rangirung und Eintheilung dieser Cabineten neben denen sich ergebenden neuen Nummern die bisherige alte" beibehalten und in den Inventarien vermerken.
- Nach Unterzeichnung der Sturzakten durch Antiquar Vischer und die neuen Aufseher wurden einige der Akten zur Unterzeichnung außerdem an den Bibliothekar Professor Johann Gottlieb Schott (1751-1813), Hausmeister Dausch, Hofprediger Mayer zu Ludwigsburg und Gemäldegaleriedirektor Adolf Friedrich Harper weitergeleitet.

Digitalisierung: Landesarchiv Baden-Württemberg

Namensnennung 3.0 Deutschland

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Archivaliensignatur
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 20 a Bü 132
Umfang
1 Folioheft ohne Seitenzählung

Kontext
Kunstkammer (Kunstkabinett) >> 1. Inventare, Zugangs- und Abgabeverzeichnisse >> 1.9 Zeitraum 1792 - 1800
Bestand
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Hauptstaatsarchiv Stuttgart, A 20 a Kunstkammer (Kunstkabinett)

Indexbegriff Person
Indexbegriff Ort
Ludwigsburg LB; Gemäldegalerie
Ludwigsburg LB; Schloss
Stuttgart S; Altes Schloss
Stuttgart S; Hohe Karlsschule
Indexbegriff Sache
Württembergische Kunstkammer; Gemmen, Kameen, geschliffene Steine
Württembergische Kunstkammer; Schmuck, Accessoires, Bekleidung
Württembergische Kunstkammer; Uhren, Wissenschaftliche Instrumente

Laufzeit
1791-1792

Weitere Objektseiten
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Rechteinformation
Letzte Aktualisierung
20.01.2023, 16:53 MEZ

Objekttyp


  • Archivale

Entstanden


  • 1791-1792

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